Erfahren Sie mehr über den Routenplaner und seine Geschichte


Navigation und Stau

Es war der 23. April 1961, als im Radioprogramm des Sender UKW-West, dem ersten Radioprogramm des WDR (Westdeutscher Rundfunk) die erste Staudurchsage im Radio gesendet wurde. Sie lautete: "Auf der BAB zwischen Köln-Mülheim und Leverkusen befindet sich eine Gegenverkehrsstrecke von sechs Kilometern Länge", hieß es da. "In Fahrtrichtung Düsseldorf ist mit Stauungen zu rechnen." Diese Staumeldung wurde aber nur auf Papier überliefert. Weitere Verkehrsmeldungen gab es danach bei Bedarf. – Das erste erhaltene Tondokument einer solchen Staumeldung stammt aus dem Jahr 1965.

"Die freie Straße wird man vermissen, wenn man auf dem Wege von Köln zur Mosel ist. Die Bundesstraße 51 von Köln nach Trier ist nämlich in der Ortsdurchfahrt von Euskirchen gesperrt". Erst später, in den 1970er Jahren kam ein regelmäßiger, stündlicher Verkehrsfunk mit entsprechenden Staumeldungen auf.
Das Problem, welches damals bestand, war die Verzögerung zwischen Aufkommen eines Staus und dem Eintreffen der Meldung beim Autofahrer, denn oft kam es zu zeitlichen Verzögerungen. So befand sich die fahrende Person beim Erhalt der Verkehrsmeldung meist schon längst im Stau. Seither kann die Berichterstattung über das Geschehen auf den Straßen und Autobahnen durch das Radio eine durchaus positive Entwicklung verzeichnen.
Im Zeitalter des Computers können die Staumeldungen der Polizei sowie der Verkehrszentralen zeitnah an die Hörer weitergegeben werden. Wichtige Verkehrsmeldungen werden sofort nach Erhalt im laufenden Programm untergebracht. Innerhalb von wenigen Minuten nach der Verkehrsstörung wird diese in ein System eingepflegt, auf welches alle Rundfunkanstalten zurückgreifen können. Über 80 % aller Störungen werden über sogenannte Induktionsschleifen erfasst, welche das Verkehrsaufkommen auf den Autobahnen messen. Verkehrsrechnerzentralen übermitteln diese Informationen an die Rundfunkanstalten. Nur noch 10 % der Verkehrsmeldungen werden direkt von der Polizei zur Verfügung gestellt. Beim Westdeutschen Rundfunk sind derzeit beispielsweise ca. 40000 Hörer registriert, welche als Staumelder tätig sind. Ihre Angaben machen ebenfalls 10 % der Verkehrsmeldungen aus. Die meisten Rundfunkanstalten bringen, vor allen Dingen zu den sogenannten Stoßzeiten, die Verkehrsmeldungen Viertel- oder halbstündlich im Programm unter. Immer mehr Radiosender greifen auf die Unterstützung ihrer Zuhörer zurück, welche der Redaktion Staus via Telefon und Internet oder per SMS melden können. Von den vielen eingehenden Verkehrsmeldungen wählen die Rundfunkanstalten die wichtigsten Staus und Behinderungen aus und bringen diese im laufenden Programm unter. Veränderungen von Staulängen werden jedoch oft berücksichtigt. Hinzu kommt der Fortschritt, dass Staus durch Baustellen o. Ä. inzwischen gut geplant und langfristig angekündigt werden. So haben alle Autofahrer genügend Zeit, auf andere Strecken auszuweichen.

 

Unterstützung durch Navigationssysteme bei der Routenplanung und die Umfahrung von Staus
Im Zeitalter der mobilen Geräte können Staus flexibler umfahren werden. Manche Navigationssysteme sind hierbei sehr hilfreich. Die Berücksichtigung eines Staus bei einem Routenplaner ist nicht unbedingt selbstverständlich, sondern wird von System zu System unterschiedlich gehandhabt.
Recht viele Navigationssysteme sind so beschaffen, dass sie entweder den Stau sehr spät aus der Sicht des Fahrers melden oder aber kaum vor diesem warnen. Dies bestätigen auch neueste Berichte von der diesjährigen IFA. Jedoch wird sowohl das Kartenmaterial als auch die restliche Software inzwischen so regelmäßig aktualisiert, dass immer mehr Geräte auch Staus anzeigen. Ob man mit Unterstützung des Navigationssystems Staus umfährt, liegt auch an der Auswahl des Fahrweges. Doch mit Hilfe des Internet kann die Wahl auch auf einen Weg ohne Stau fallen. Hierzu muss einfach die gewählte Strecke bei Google Maps oder in ähnlichen Portalen eingegeben werden. Gebiete, in denen Staus und Verkehrsbehinderungen lauern, werden auf der Karte Rot oder Gelb Markiert. Viele Internetseiten und auch der Videotext sind zu einer wichtigen Informationsquelle für Autofahrer geworden.

Der besondere Service von Traffic Message Channel
Einigen Nutzern von Navigationssystemen steht der Service von Traffic Message Channel zur Verfügung. Jedoch kann bei Weitem noch nicht jedes Gerät damit arbeiten. Bei Traffic Message Channel werden Verkehrsbeeinträchtigungen digital an das Navigationssystem weitergegeben. Die Informationen kommen aus dem nicht hörbaren Bereich des UKW. Mittels TMC können Staumeldungen sowie Verkehrsbehinderungen empfangen und Routen zur Umfahrung erstellt werden. Dieses Verfahren wird auch dynamische Ziel- oder Routenführung genannt. Für die Nutzung ist ein TMC-fähiger Radio-Empfänger erforderlich. Diese befinden sich sowohl in Navigationssystemen als auch in einigen Autoradios. Die Radios verfügen über Schnittstellen, die sogenannten TMC-out, welche die Daten auskoppeln ohne sie dabei selbst zu decodieren. Die Weiterverarbeitung der Daten erfolgt über ein angeschlossenes Navigationssystem.
Inzwischen erfolgt die Ausstrahlung von TMC in vielen europäischen Ländern. Die Qualität der Meldungen, welche von vielen verschiedenen Radiosendern angeboten werden, ist sehr unterschiedlich. TMC-Dienste können kostenlos empfangen werden. Einige Länder bieten jedoch kostenpflichtige Zusatzdienstleistungen an, die Qualität der Verkehrsmeldungen von PayTMC ist erheblich besser als die des FreeTMC. Zu empfangen ist das PayTMC entweder verschlüsselt oder durch Verwendung eigener "Location Tables".
Jede Verkehrsbehinderung wird als eigenständige TMC-Meldung übermittelt. Eine solche Meldung besteht aus einem Positions- und einem Ereigniscode und verfügt gegebenenfalls über eine zeitliche Beschränkung, die als Verfallszeit bezeichnet wird. Bei Wegfall der Störung wird diese durch eine weitere TMC-Meldung aufgehoben. Erreicht die Aufhebungsmeldung den Empfänger nicht rechtzeitig, weil dieser sein Fahrzeug schon verlassen hat, kann diese bei Erreichen der Verfallszeit durch den Empfänger manuell gelöscht werden.
Die Übertragungsgeschwindigkeit der TMC-Meldungen beträgt ungefähr 10 Meldungen pro Minute. Eine solche Meldung ist nach dem Alert-C-Standard codiert, welcher eine Liste mit ungefähr 1460 Ereignisse enthält. Mittels dieser Liste wird die Meldung dem Nutzer auf verständliche Weise dargestellt. Die Positionscodes, auch Locationcodes genannt, zu geografischen Orten wird mittels Listen erstellt, den sogenannten Table, LTs. Alle Länder vergeben die Zuordnung der Positionscodes für die einzelnen Straßenabschnitte selbst. Sie unterliegen somit keiner internationalen Verwaltung.

TMC-Nutzern steht ein Forum zur Verfügung, in welchem nicht nur zum Thema Verkehrsinformation im Allgemeinen diskutiert werden kann. Die nicht-kommerzielle Organisation setzt sich aus Mitgliedern der Dienstleistungsbranche, Nutzern und Herstellern von Endgeräten, Automobil- und Kartenherstellern, Rundfunkanstalten, öffentlichen Institutionen und anderen Organisationen zusammen. Das Forum hat es sich zur Aufgabe gemacht, den TMC-Standard (ISO 14819) zu pflegen und weiter zu entwickeln. Das Forum ist am 11. November 2007 gemeinsam mit dem TPEG-Forum in der Traveller Information Services Association aufgegangen. Die Traveller Information Services Association führt die Aufgaben des TMC-Forums fort.

Das TMC-Protokoll verfügt über kein eigenes Verschlüsselungsverfahren. Die Auswirkungen eines Angriffes wurden als unbedeutend eingestuft. Dienste des TMC werden in vielen Ländern angeboten. Zu ihnen gehören Belgien, China, Dänemark, Deutschland, Großbritannien, Finnland, Frankreich, Italien, die Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Schweden, die Schweiz, Spanien, Tschechien , und die USA. Das Angebot der einzelnen Länder ist sehr unterschiedlich, Jedoch ist das FreeMTC überall verfügbar.